Ich setze mich für eine umweltschonende und faire Arbeitsweise im Goldschmiedehandwerk ein und möchte meinen Beitrag leisten, es zukunftsfähig zu machen.
Der Weg dahin bedeutet den reduzierten Einsatz von Chemikalien, die Nutzung erneuerbarer Energien und transparente Arbeitsprozesse. In meiner Werkstatt verwende ich so wenig Chemikalien wie möglich und ich entsorge die Reste vorschriftsmäßig. Ich arbeite energiesparend und nach Möglichkeit mit erneuerbaren Energiequellen.
Der weitaus wichtigste Punkt in Sachen "Nachhaltigkeit im Goldschmiedehandwerk" ist meiner Ansicht nach die Wahl der Materialien. Die Gewinnung von Gold und anderen Edelmetallen, sowie der Abbau von Edelsteinen in Klein - und Großbergbau, sind die Faktoren bei der Schmuckherstellung, die die gravierendsten Auswirkungen auf die Umwelt haben, und bei denen die meisten Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Der Bergbau zur Gewinnung von Rohstoffen für Luxusgüter können wir uns angesichts des Klimawandels nicht mehr leisten!
Ich suche stetig nach umweltfreundlichen Materialien, die alternativ verwendet werden können. Bei den Edelmetallen ist die umwelfreundlichste und fairste Variante recyceltes Gold und Silber zu verwenden, da jeglicher Minenabbau trotz Zertifikaten immernoch zu viel Schaden in der Natur anrichtet und nie transparent genug sein kann um wirklich faire Arbeitsbedingungen zu garantieren.
Woher stammen meine Materialien?
Gold und andere Edelmetalle
Das Feingold, Feinsilber und Palladium für meine Schmucklegierungen beziehe ich seit 2021 von der Scheideanstalt C.Hafner. Die Firma C. Hafner hat sich zu 100% dem Edelmetallrecycling verschrieben und verkauft ausschließlich Edelmetalle und deren Produkte aus dem Recycling aus dem eigenen Haus in Pforzheim. Ich ziehe recyclete Edelmetalle dem Fairtrade vor, weil selbst bei fairen Arbeitsbedingungen und schonender Abbauweise für den Goldabbau Vegetation und Erdboden vernichtet werden. Eine Goldgewinnung ohne den Einsatz von giftiger Zyanid-Lauge oder Quecksilber ist nicht möglich. Mindestens das Quecksilber muss zuvor ebenfalls im Bergbau abgebaut werden und dafür werden wiederum Vegetation und Erdreich zerstört - faire und umweltschonende Maßnahmen in diesen Bereichen sind mir nicht bekannt.
Für die Gewinnung von 1g Feingold werden etwa 2 kg Quecksilber im Kleinbergbau eingesetzt. Etwa 150g Zyanidlauge benötigt die Gewinnung derselben Menge Gold im industriellen Bergbau.
100% nachhaltiger Schmuck? - Ohrmuttern und & Co.
Für die Herstellung meiner Schmuckstücke verwende ich recycelte Edelmetalle von Firma C. Hafner aus Pforzheim. So weit, so gut. Doch was ist mit Zubehörteilen, wie z.B. Ohrmuttern, die der Goldschmied/die Goldschmiedin eigentlich nicht selbst herstellt? Diese sogenannten Furnituren, zu denen auch Manschettenknopfmechaniken, Broschennadeln, Ohrhaken und Ohrstecker gehören, kauft man in der Regel beim Großhandel für Goldschmiede- und Juwelierbedarf. Leider haben sich die Großen der Schmuckbranche noch kaum mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Auf meine Nachfrage habe ich meistens nur halbherzige und unkonkrete Auskünfte zur Herkunft der Materialien bekommen. Mit Sicherheit ist ein gewisser Prozentsatz der Edelmetalle die zur Herstellung von Ohrmuttern & Co. verwendet werden recycelt aus wiederaufbereitetem alten Schmuck, Zahngold oder Münzen. Doch regelmäßig kommt auch “frisches” Material aus Minenförderung dazu, welches nicht einmal “fair” zertifiziert ist.
Furnituren sind in letzter Zeit durch den gestiegenen Goldpreis, durch Inflation und höhere Arbeitskosten stark im Preis gestiegen, obwohl in der Industrie hohe Stückzahlen mit spezialisierten Maschinen hergestellt werden können. Dennoch habe ich mich dazu entschieden Ohrmuttern und anderes Zubehör nach Möglichkeit per Hand anzufertigen, da der Aufpreis darauf im Vergleich zur Preisteigerung gering ist. So kann ich 100%ig nachhaltige Schmuckstücke anbieten, die man ruhigen Gewissens tragen kann! Also Ohrstecker ohne Kompromisse! :-)
Übrigens gibt es dasselbe Problem bei Gold- und Silberketten aller Art. Es ist nichts aus recyceltem oder fair geschürftem Material zu bekommen. Ich suche nach Alternativen, verwende (neben meinen Restbeständen) Second-Hand-Kettchen und teste auch Möglichkeiten der Herstellung von Hand.
Edelsteine
Wie jeder Rohstoffabbau wird auch bei der Suche nach Edelsteinen in großem Stil Vegetation und somit Lebensraum für Tiere und auch indigener Völker vernichet. Es wird oft mit Sprengstoff gearbeitet, was ganze Berge zerstört und Erdschichten durcheinanderbringt. Da hilft es auch nicht dass auch in dieser Branche mittlerweile einige Händler mit Fairtradezertifikaten und angeblich schonender Abbauweise werben. Das Resultat bleibt der Raubbau an der Erde.
Deswegen möchte ich keine neuen Edelsteine mehr kaufen, und lieber mit gebrauchten Edelsteinen arbeiten, die ich aus dem Schmuckankauf beziehe.
Da die Gestaltungsmöglichkeiten dadurch sehr begrenzt sind, verwende ich nun gern synthetisch hergestellte Edelsteine aus dem Labor. Es handelt sich dabei um das chemisch gleiche Mineral, welches im Verneuill-Verfahren im Labor unter bestimmten Bedingungen aufgetropft wird. Aus einer so entstandenen sog. Verneuill-Birne können mehrere Edelsteine geschliffen werden. Diese Steine haben oft eine gleichmäßigere und reine Farbe als natürliche Steine und sind durch den geringeren Aufwand viel günstiger. Die Erzeugung ist wesentlich umweltfreundlicher, allerdings werden diese Steine in Thailand und China geschliffen, und ich konnte über die Arbeitsbedingungen der Menschen dort nicht viel herausbekommen. Ich beziehe meine synthetischen Edelsteine von der Firma Karl Fischer in Pforzheim.
Perlen
Perlen kaufe ich nicht neu und verwende für meine Schmuckkreationen nur noch die Perlen aus meinem Bestand, gebrauchte Perlen aus zweiter Hand, oder auch hochwertige, imitierte Perlen.
Warum? Die Zucht von Perlen auf den Perlfarmen ist auch eine Form der Massentierhaltung wie wir sie von Schweinen und Rindern kennen. Die Perlmuscheln sind fühlende Lebewesen mit eigenem Biorythmus, und sie haben ein Recht auf ein Leben in Freiheit und Unversehrtheit.
Es wird zwischen Salzwasser- und Süßwasserzuchtperlen unterschieden. Bei der Zucht von Salzwasserperlen (u.a. Akoya, Südsee, Tahiti) werden diese Lebewesen in großer Zahl in kleinen Körben so fixiert, dass sie ihre Schalen nicht beliebig weit öffnen oder frei schwimmen können. Sie werden mit Futter versorgt das auf die Entwicklung bestmöglicher Perlen optimiert ist. Durch die Massenhaltung können sich Parasiten und andere Krankheiten unter den Muscheln ausbreiten, welche mit der prophylaktischen Gabe von Antibiotika und Fungiziden ins Wasser bekämpft werden. Dies wiederum belastet die Wasserqualität in der weiten Umgebung der Perlfarm und kann auch andere Organismen schädigen oder abtöten.
Regelmäßig (ca. 1x im Jahr, oder alle paar Monate) werden die Muscheln aus dem Wasser geholt um ihnen einen Perlmuttkern zu implantieren. Die Muscheln werden bei dieser Prozedur ohne Betäubung gewaltsam aufgestemmt. Mit einem Skalpell wird ein Schlitz in ihr Mantelgewebe (überzieht das Innere der Muschelschale) geschnitten und der Kern implantiert. Nicht wenige Perlmuscheln überleben die erste Operation dieser Art nicht oder stoßen den Kern wieder ab. Es wird mit ca einem Viertel Ausschuss gerechnet. Die Muschel erkennt das Implantat als Fremdkörper und überzieht ihn, um sich selbst zu schützen, mit dünnen Perlmuttschichten. So entsteht eine Perle. Die Muschel kann ca 4 Jahre auf diese Weise Perlen produzieren. Danach ist sie unbrauchbar für die Produktion und wird entweder "in die Freiheit entlassen", oder anders verwertet. Um zwei zueinander passende Perlen zu finden müssen mehr als 1.000 Perlen gesichtet werden.
In Süßwasserperlmuscheln können mehrere Perlen gleichzeitig wachsen. Die Farbpalette der Süßwasserzuchtperlen ist nicht so groß und ihr Lüster nicht so brilliant wie die von Salzwasserzuchtperlen. Diese Perlen werden deswegen für die Massenproduktion von preiswerterem Schmuck genutzt. Die Muschel lebt hierbei nur eine Saison lang und stirbt bei der Perlenernte.